Beschreibung | Lebenszyklus | Steckbrief
Insekten im Garten | Anfang Juni staunten wir nicht schlecht, als wir an unserer Beeteinfassung aus Fichtenholzbohlen etwas herausragen sahen. Bei näherer Betrachtung sah das Ganze nach einer leeren Puppenhülle eines uns unbekannten Insekts aus. Die Raupe dieses Tieres hat immerhin ein beachtliches Loch im Holz hinterlassen. Einen Tag später entdeckten wir an zwei weiteren Stellen, leere Puppenhüllen und die selbigen Schadstellen bzw. Löcher in den Holzbohlen.
Der Vergleich der Bilder im Internet lässt keinen Zweifel, auch wenn die Beschreibungen der Lebensweise bzw. Verpuppung nicht ganz zutreffend ist. Es handelt sich aber definitiv um den Weidenbohrer (Cossus cossus), auch als Ziegenfalter bekannt, bzw. dessen Larven. Eigentlich bevorzugen diese, zur Familie der Holzbohrer zählenden Nachtfalter, Lebendgehölze von Laubbäumen, wie Weiden (Salix spec.) und Pappeln (Populus spec.), sowie Obstbäumen wie Kirsche oder Apfel, für ihre Eier und Larven. Die Raupen könnten bereits im Holz gewesen sein, als dieses gekauft und verbaut wurde, was eher unwahrscheinlich ist. Da die Puppenhüllen jedoch an unterschiedlichen Stellen bzw. Holzbohlen, also recht weit voneinander, samt Schlupflöchern entdeckt wurden und da der Entwicklungszyklus (Eier, Larven, Puppe, Falter) dieser Art, bis zum geschlechtsreifen Schmetterling, mehrere Jahre beträgt, vermute ich eher, dass die Larven bei ihrer Suche nach einem geeigneten Ort zur Verpuppung, keinen adäquateren Ersatzplatz als die Fichtenbohlen fanden. Man sagt ja immer, die Natur findet einen Weg!
Lebenszyklus | Der Weidenbohrer (Cossus cossus) zählt zu den Nachtfaltern und damit zur Ordnung der Schmetterlinge und lebt meist in Auen und an Bachläufen mit geeigneten Baumbeständen, aber auch in Siedlungsgebieten und Gärten mit nicht verschmähten Obstbäumen. Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von etwa 60 bis 80 Millimetern. Unterscheiden lassen sich diese nur an ihrem plumpen Körperbau, wobei die Weibchen meist dicker und größer als ihre männlichen Artgenossen sind. Die Baumrinde imitierende Färbung und Musterung, der zur Familie der Holzbohrer zählenden Art, besteht aus hellgrauen bis bräunlichen Flügeln, auf denen eine dunkelgraue Marmorierung bzw. Linien gezeichnet sind und einem gemusterten behaarten Körper. Damit ist das zur Dämmerung aktiv werdende Insekt tagsüber an Baumstämmen und Ästen bestens getarnt und kaum wahrnehmbar.
Der adulte Schmetterling (Imago) selbst, besitzt nur einen verkümmerten Saugrüssel, sodass dieser keine weitere Nahrung mehr aufnehmen kann. Die Imago bezeichnet das aus den Jugendstadien hervorgegangene geschlechtsreife Insekt, die sogenannte Adultform. Das erwachsene Tier wird als das „Bild der Art“ gedacht. Gelegentlich gibt es auch noch die deutschen Bezeichnungen Vollkerf und Vollinsekt.
Als nachtaktiver Ziegenfalter, wie der Weidenbohrer umgangssprachlich auch genannt wird (in Bezug zum Geruch der Larven und Bohrlöcher), fliegt er daher nur wenige Monate im Jahr, von Juni bis August, zum Zweck der Fortpflanzung. Die weiblichen Falter legen in dieser Zeit bis zu 700 Eier. Mehrere Male werden Eiernester mit je, maximal 25 Stück, in Risse der Baumrinde von Ästen und Stämmen der Wirtsbäume deponiert. Im ersten Stadium leben die geschlüpften, noch hellen Larven zusammen unter der Rinde des Wirtsbaumes und nagen bereits den Bast an. Im zweiten Jahr fressen sie sich dann tiefer in das Holz und durchbohren dies, in ovalen Fraßgängen in alle Richtungen.
Einen Schadbefall erkennt man meist am Essiggeruch der Bohrlöcher, an rötlichen Bohrspänen und dem Kot der Raupen vor Ort, verdorrten Zweigen und welken Blättern und anschließenden Pilzinfektionen im Inneren betroffener Äste und Baumstämme. Bei einer vermehrten Besiedelung über mehrere Generationen von Larven, besteht im schlimmsten Fall das Risiko und die Gefahr von Astabgang bei Wind & Sturm oder Abbrüchen bei Schneelast im Winter. Meist viel zu spät bemerkt, hilft dann nur noch ein radikaler Rückschnitt oder ganz und gar das Fällen des betroffenen Wirtsbaumes.
Die Larven des Weidenbohrers überwintern circa zwei bis viermal, wobei die Raupen bis zu einer Länge von 10 cm heranwachsen können. Diese haben einen breit dunkelrot gefärbten Rücken und einen gelben Unterleib, der Kopf und ein Teil des Nackenschildes sind schwarz gefärbt. Sie besitzen vereinzelte, kurze weiße Haare und der Körper ist stark glänzend. Mit ihrer beachtlichen Größe und Länge ist die Larvenart des Cossus cossus in Europa unübertroffen. Auf der Suche eines neuen Wirtsbaumes oder zum Zweck der Verpuppung, können die Raupen gelegentlich auch im Freien beobachtet werden. Natürliche Feinde der Larven des Weidenbohrers sind Rabenvögel, Spechte oder Schlupfwespen. Der Falter kann zur Beute von Spinnen oder Fledermäusen werden. Nach zwei bis vier Jahren endet die Entwicklungsphase des Larvenstadiums mit einer ca. dreiwöchigen Verpuppung und der einhergehenden Metamorphose zum Schmetterling.
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Literaturverzeichnis | Mehr spannende Lektüre zum Nachlesen und Bestaunen gibt es, z.B. unter folgenden Quellen und externen Links.
https://lepiforum.org/wiki/page/Cossus_cossus#/image/1/1
https://www.insekten-sachsen.de/Pages/TaxonomyBrowser.aspx?id=439949
https://www.meinbezirk.at/graz-umgebung/c-regionauten-community/weidenbohrer-und-riesenraupe-dazu_a4106730#gallery=null
https://www.lubera.com/de/gartenbuch/weidenbohrer-bekaempfen-mittel-zur-bekaempfung-der-raupe-p3181
https://www.schmetterling-raupe.de/art/cossus.htm
http://www.pyrgus.de/Cossus_cossus.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Weidenbohrer
https://de.wikipedia.org/wiki/Holzbohrer_(Schmetterling)
http://wincontact32naturwunder.blogspot.com/2010/12/der-weidenbohrer.html
https://www.gartenlexikon.de/rote-raupe-mit-schwarzem-kopf/
https://www.naturspaziergang.de/Nachtfalter/An_gro/Cossus_cossus.htm
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