top of page
AutorenbildAnja Pfeiffer

Giersch (Aegopodium podagraria)

Aktualisiert: 18. Mai 2022


Heilpflanzen & Kräuter | Der Gewöhnliche Giersch kommt als einzige von 7 Arten aus der Pflanzengattung Aegopodium in Europa vor, die restlichen Artgenossen sind im asiatischen Raum angesiedelt. Er wird im deutschsprachigen Raum auch gerne als Wiesenholler bezeichnet, da die weißen Blüten der bis zu 1 m Wuchshöhe erreichenden Heil- und Nutzpflanze (Doldenblütlergewächs) stark an Hollunderblüten erinnern. Er wächst bevorzugt auf Lehm- und Tonböden in schattigen, feuchten Habitaten. Der Giersch ist eine robuste, ausdauernde mehrjährige Pflanze, seine Wurzel bildet zahlreiche Ausläufer, die rasch zu neuen Pflanzen werden können. Da Giersch sich bei idealen Wachstumsbedingungen recht schnell ausbreitet und teilweise wuchert, wird er zumindest im Garten oft als lästiges Unkraut angesehen.

Der botanische Gattungsname Aegopodium leitet sich vom griechischen aigopódēs (aigós / Ziege & podós / Fuß) ab, und bezieht sich auf die Gestalt der Blätter, diese ähneln dem Abdruck eines Ziegenhufs. Das Artepitheton (sprachlicher Zusatz) podagraria weist darauf hin, dass der Gewöhnliche Giersch seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Linderung von rheumatischen Schmerzen und Gichtleiden (Podagra) Verwendung fand. Bekannt ist der Gewöhnliche Giersch auch unter folgenden Trivialnamen, wie z.B. Geißfuß, Gichtkraut, Dreiblatt, Acker- oder Erdholler, Wilder Holler, Zipperleinskraut, Ziegenkraut oder auch Bomkraut (hochdeutsch Baumkraut; von den starken Verwurzlungen). Um eine Verwechselung des Doldenblütlers mit anderen, teils giftigen Pflanzen zu vermeiden, reicht es meist schon aus, einen Blattstiel zu begutachten. Dieser weist im Querschnitt eine außergewöhnliche Dreiecksform auf und ist innen hohl. Giersch hat eine basale Blattrosette, aus der die Blütenstängel entspringen. An diesen bilden sich jeweils vom Pflanzenstiel versetzt, bis zu 20 cm lange Blattstiele mit je 3 Blättern, von denen das mittlere Blatt wiederum als Dreiblatt erscheint. Die Blätter sind oval, spitz zulaufend, leicht behaart und haben einen gezähnten Rand. Die zahlreichen weißen, 5-zähligen Einzelblüten (ca. 2 mm Blütendurchmesser) stehen in einer Doppeldolde (Blütezeit Ende Mai - Juli) und besitzen keine Hüllblättchen.


Steckbrief | Den Pflanzensteckbrief zum Gewöhnlichen Giersch gibt es hier kostenlos Download als PDF .

Verwendung | Der Giersch zählte schon in den vergangenen Jahrhunderten als wohlschmeckendes, Vitamin- und Mineralstoffreiches Wildgemüse und bereicherte den Ernährungs- und Speiseplan unserer Vorfahren. Die jungen, grünen Blätter enthalten (je 100 g) etwa: 200 mg Vitamin C, 5 mg Carotin, 130 mg Calcium, 5 mg Magnesium, 3 mg Eisen und 2 mg Kupfer. Weitere Pflanzenstoffe sind ätherisches Öl, Chlorogensäure, Cumarine, Flavonolglykoside, Harz, Hyperosid, Isoquercitrin, Kaffeesäure, Kalium, Phenolcarbonsäuren und Polyine.

Roh verzehrt, erinnern die Blätter vom Geschmack her an Petersilie und Möhre, gekocht hingegen an Spinat. Die kümmelartigen Früchte haben ein würzig scharfes Aroma, die Reifezeit ist Mitte August. Als Heilpflanze wirkt er unter anderem antibakteriell, entsäuernd, harntreibend, kräftigend und entzündungshemmend. Lindernde Wirkung soll er bei Gicht, Rheuma, Schnittwunden, Verbrennungen, Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Zahnschmerzen haben.

Die ungiftige Wildpflanze wird aber auch gerne von Kleintieren, wie Kaninchen, Meerschweinchen & Co. als frisches Kraftfutter gefressen.


Als Naturdünger für ausgelaugte Beete, eignet sich der an Mineralien strotzende, insbesondere Kaliumreiche Giersch. Ähnlich wie bei Brennesseldünger setzt man eine Pflanzenjauche (1 - 2 Wochen Ansatzdauer) an. Diese hilft starkzehrendem Gemüse wie Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Paprika oder Kürbis beim Wachstum.

Der beste Zeitpunkt eine Giersch-Jauche anzusetzen ist zwischen Juni und August, da zu diesem Zeitpunkt genügend Pflanzenmasse vorhanden ist und die Temperaturen für eine rasche Gärung sorgen.


Flüssigdünger (Giersch-Jauche)

Zutaten:

  • 1 kg Gierschblätter (keine Wurzeln, Blüten oder Samen)

  • 10 l Regenwasser

  • verschließbarer Plastebehälter, z.B. Eimer mit 10 l Fassungsvermögen

  • Holzstab zum Umrühren

  • verschließbarer Kanister

Zubereitung:

  • Ansatz-Eimer im Halbschatten platzieren und locker mit Gierschblättern füllen

  • ca. zehn Liter Regenwasser aufgießen, Behälter mit z.B. Tuch abdecken

  • täglich einmal umrühren

  • Sobald keine Gärbläschen mehr aufsteigen ist die Jauche fertig (etwa nach 5-10 Tagen)

  • Pflanzenteile herausfiltern, die Jauche in Kanister füllen und verschließen

Anwendung:

Die Jauche mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und jede Woche oder jede zweite Woche ausbringen. Die Pflanzen sollten an ihrem Fuße oder einer Mulde daneben gegossen werden. Bei der Lagerung solltest du darauf achten, dass sich der Behälter bei sommerlichen Temperaturen aufblähen kann, dann einfach den Verschluss kurz öffnen, damit die Gase entweichen können.


Geschichtliches | Bereits in den mittelalterlichen Klosterkräutergärten wurde der Giersch, dank seiner wissentlichen Heilwirkung, oft in größerer Menge angebaut. Zudem schätzte man noch im vorigen Jahrhundert, die ersten jungen Blättertriebe des Wildkrauts nach dem Winter, als willkommene Mineralstoff- und Vitaminquelle bei der Ernährung. Das hierzulande massenhafte Vorkommen war sicher mit ein Grund, dass Giersch neben der Brennnessel eines unserer ältesten Wildgemüse ist. Von der ärmeren Landbevölkerung wurde er als gesundes Nahrungsmittel verwendet, lange bevor Spinat im 16. Jahrhundert aus Asien eingeführt wurde. Schon den Römern war Giersch bekannt, man sagt, dass sie reichlich davon gegessen haben. Auch werden die römischen Legionäre dafür verantwortlich gemacht, dass sich der Giersch in Europa so stark ausgebreitet hat.


Rezepte | Ob nun als Nahrungs- oder Heilpflanze, aus Gierschblättern läßt sich so manches Leckeres bzw. Gesundes zaubern. Obendrein können die Samen (kümmelartigen Früchte) ab August geerntet und zum Würzen von Speisen genutzt werden.

 

Giersch-Tee

Für eine Heilanwendung bei Blasenentzündung oder grippalen Infekten bzw. Schnupfen kann Gierschtee als Naturmedizin herangezogen werden. Außerdem besitzt er die Fähigkeit, schädliche Stoffe aus dem Körper auszuschwemmen. Eine äußere Behandlung bei Gicht, Hexenschuss, Ischiasschmerzen und Rheuma wird durch Einahme des Tees begleitet.

Zutaten:

  • 250 ml Wasser (1 Tasse)

  • zwei Esslöffel des Krauts (getrocknete oder frische junge Blätter)

  • Zucker und ein Spritzer Zitrone

Zubereitung:

Die Blätter mit sprudelnd kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen. Blätter entfernen und den Tee, ggf. mit Zucker und einem Spritzer Zitrone verfeinern.

 

Warnhinweis | Achtung, dieser Artikel behandelt Gesundheitsthemen. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Obwohl die Anwendungen mit Heilkräutern oft eine positive Wirkung auf Beschwerden haben, sollte man vor der Heilpflanzenanwendung immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten. Bitte beachten Sie dazu auch die Informationen in unseren AGB.

Der Autor übernimmt daher keinerlei Haftung für, z.B. etwaige Verwechslungen von Pflanzen, Nebenwirkungen oder Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben. Es ist ratsam, vor jeder Heilanwendung eine Fachperson beizuziehen.


Literaturverzeichnis | Link´s und Quellen zum Thema Gewöhnlicher Giersch.


https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/giersch/

http://mittelaltergazette.de/1573/wissenswertes/giersch/

https://heilkraeuter.de/lexikon/giersch.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Giersch


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page