Beschreibung | Verwendung | Steckbrief | Geschichtliches | Rezepte | Warnhinweis
Naturheilpflanzen & Kräuter | Das "Schöne ausdauernde" oder mit "ewig Schöne" zu übersetzende Lateinische Bellis perennis für Gänseblümchen, ist im Volksmund unter anderem auch als Tausendschön, Katzenblümchen, Regenblume, Massliebchen, Monatsröserl, Margritli (schweizerisch), Angerblume oder Osterblume bekannt, im Englischen wird es Daisy genannt. Als ganzjährig blühende (Februar bis November), winterharte und weitverbreitete mehrjährige Wild-, & Wiesenpflanze, zählt es zu den bekanntesten Pflanzenarten Mitteleuropas. Es wächst und gedeiht bevorzugt auf kurzgehaltenen Rasen- & Weideflächen und ist eine recht anspruchslose robuste Zeigerpflanze. Die Blütenköpfchen öffnen sich am Vormittag und richten sich nach dem Verlauf der Sonne aus (heliotrop), am Abend und bei schlechtem, feuchtem Wetter & Regen schließen sie sich wieder.
Abb.:1) Bellis perennis - Heilpflanze des Jahres 2017, Bild Pixabay / User Optimusius1
Verwendung | Als Heilpflanze wurde das Gänseblümchen nachweislich schon seit dem Mittelalter in Europa genutzt und wertgeschätzt. Die Blüten & Blätter werden auch heute noch volksheilkundlich als Heilmittel bei Hauterkrankungen, Quetschungen & Prellungen und zur Wundheilung & Blutstillung, bei Verdauungsbeschwerden oder Leberleiden, Appetitlosigkeit, bei schmerzhafter oder ausbleibender Regelblutung, Kopfschmerzen, Schwindelanfällen, rheumatischen Beschwerden oder Schlaflosigkeit verwendet. Auch als Hustenlöser kommt das Gänseblümchen , dank des reichlichen Saponingehalts (Bayogenin) zum Einsatz.
Des Weiteren enthält die Pflanze noch ätherische Öle, Bitter-, Gerb-, und Schleimstoffe, Flavonoide (Farbstoffe & Antioxidantien) sowie verschiedene Mineralien (Eisen & Magnesium) und Vitamin C. Man kann die Blüten und Blätter der Pflanze, z.B. frisch gepflückt als Rohkost oder als Salatbeigabe verzehren (herb aromatisch, leicht nussiger Geschmack), getrocknet als Tee genießen oder weiterverarbeitet zu Salben und Tinkturen (Heilpflanzenauszüge mit Alkohol oder Natron) für Allerlei Gebrechen auch äußerlich anwenden. Aus den Knospen der Blüten lassen sich zudem Kapern herstellen, die geschmacklich den echten kaum nachstehen.
Steckbrief | Gänseblümchen (Bellis perennis) / kostenloser Download als PDF
Abb.:2) Steckbrief mit Beschreibungen der Pflanze
Geschichtliches | Der französische König Ludwig IX (1240-1270) nahm das Gänseblümchen, neben der Lilie in sein Wappen auf und verhalf ihm damit zu einiger Berühmtheit. Er ließ sich auch einen goldenen Ring fertigen, der einen Gänseblümchenkranz darstellte.
Die "Naturalis historia" (Naturgeschichte) ist eine extrem umfangreiche, in lateinischer Sprache verfasste Enzyklopädie (37 Bücher) des antiken römischen Historikers und Schriftstellers Gaius Plinius Secundus (Plinius der Ältere) aus dem 1. Jahrhundert. Dort beschrieb er kurz: „Das Bellis (Gänseblümchen) wächst auf den Wiesen und hat eine weiße, etwas ins Rötliche gehende Blüte. Mit Artemisia (Beifuß) aufgelegt, soll es von größerer Wirkung sein.“ Dies belegt, dass bereits die Menschen der Antike, Kenntnis von der heilbringenden Wirkung bestimmter Pflanzen hatten und diese auch gezielt nutzten konnten.
Abb.:3) Gaius Plinius Secundus starb beim Ausbruch des Vesuv, 79 n.Chr. in Stabiae, seine Werke, wie die Naturalis historia überdauerten die Zeiten in vielen Abschriften.
Geht man in der Historie noch etwas weiter zurück, so scheint es, dass das Gänseblümchen bereits bei einer antiken Hochkultur, nämlich bei den Babyloniern eine wichtige Stellung einnahm bzw. zeremonielle Rolle spielte. So zeigen sich beim rekonstruierten und imposanten Ischtar-Tor (ausgestellt im Pergamonmuseum Berlin), einem der alten nördlichen Stadttore von Babylon (im heutigen Zentral-Irak am Euphrat gelegen), mit seiner angeschlossenen Prozessionsstraße, aufwendig gearbeitete reliefierte und glasierte Tonziegelmotive.
Neben den Darstellungen von Löwen, Stieren und Drachen, die Symbole für die Hauptgottheiten der Hauptstadt Babyloniens waren, finden sich immer wiederkehrende Blütenmotive. Laut Wissenschaft, wurden Tor und Prozessionsstraße in ihrer endgültigen Form unter der Herrschaft von Nebukadnezar II. (605–562 v. Chr.) errichtet.
Abb.:4) Rekonstruiertes Ischtar-Tor & Relieffliesenmotive der Prozessionsstraße
In den sumerischen Königsgräbern von Ur (Mesopotamien, heutiger Irak), aus dem dritten Jahrtausend vor Christus (Altertum), fand sich ein Kopfschmuck, der mit seinen floralen Motiven von der Natur inspiriert, aus goldenen Bändern und Blättern, Lapis- und Karneolperlen sowie vergoldeten Blumen (laut Wikipedia, Stand 26.04.2006, Gänseblümchen) bestand.
Der Archäologe Charls L. Woolley entdeckte in den späten 1920er Jahren, das sogenannten Königsgrab (PG800) in der altsumerischen Stadt Ur, mit den altertümlichen ästhetischen Prunkstücken (Diadem, Kopfschmuck & Umhang). Diese zählten zu den, in ihrer Farbe und Opulenz beeindruckenden und überwältigenden Grabbeigaben von (Königin, Hofdame oder Priesterin) Puabi (Pu-A-Bi "Wort meines Vaters"), die auf ca. 2500–2300 v. Chr., in die 1. Dynastie von Ur datiert wurden.
Abb.:5) Schmuck & Siegel Puabi´s und eine alte Keilschrift-Tontafel
Die Sumerer waren die erste Hochkultur, mit einem eigenen Schriftsytem, diese Aufzeichnungen haben sich in Form von Keilschrift-Tontafeln erhalten. Mit Hilfe eines Schreibgriffels wurden dabei waagerechte, senkrechte und schräge Keile in weichen Ton gedrückt, auch sogenannte Rollsiegel (zylindrische Siegel, deren Mantelfläche mit einer eingravierten Darstellung & Schriftzeichen versehen waren) blieben erhalten.
Mystik, Mythos & Traditionen | Bei den alten Germanen, soll das Gänseblümchen, der Göttin Freya geweiht gewesen sein und galt wohl als Symbol des Neubeginns des Lebens im Frühjahr. Wenn die Göttin mit ihrem Wagen über die Wiesen fuhr, soll hinter ihr das Gras zu sprießen und die Blumen zu blühen begonnen haben.
Einer Pflanze, die die Fähigkeit besitzt ganzjährig zu blühen, muss wohl unbestritten, etwas Göttliches bzw. Zauberhaftes und Magisches innewohnen. Dies dachten sich wahrscheinlich bereits unsere Urahnen, denn nicht anders lässt es sich erklären, dass oft Blütenkränze bei Frühjahrs- & Sommerfesten zu Kopfschmuck geflochten und von Jungfrauen & Mädchen getragen wurden oder auch die Blütenblätter gezupft als Orakelspruch, z.B.: "liebt mich, liebt mich nicht..." herhalten mussten.
Diese uralten Gebräuche und Riten haben sich teilweise bis in unsere heutige Zeit, wenn auch nur regional, traditionell erhalten können. Der Vegetationsbeginn und die Erneuerung des Lebens im Frühjahr standen dabei aber immer im Vordergrund.
Märchen | Der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen (1805 - 1875) widmete eines seiner Kunstmärchen, in seinem Sammelband "Sämtliche Märchen"(1860) einer Wiesenblume, bekannt als "Das Gänseblümchen".
Abb.:6) Der weltweit berühmte dänische Märchenautor H.C.Andersen
Rezepte | Hier ein paar Ideen & Anregungen, was man alles Kulinarisches aus dem Gänseblümchen zaubern kann. Die Blüten der Pflanzen sollten vorzugsweise bei schönem Wetter um die Mittagszeit gesammelt und rasch verarbeitet werden.
Blütentee vom Gänseblümchen
Zutaten:
2 TL frische Gänseblümchenblüten
250 ml Wasser
ggf. Honig oder Zucker (nach Vorliebe)
Zubereitung:
Das Teewasser sprudelnd kochen über die Blüten in einer großen Tasse oder Kanne gießen. 10-15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, Blüten anschließend Abseihen und den Tee am besten ungesüßt genießen.
Pesto aus Gänseblümchenblättern Zutaten:
zwei Handvoll abgewaschene Blätter
Pinienkerne (alternativ Sonnenblumenkerne oder Cashewnüsse)
Olivenöl (nach Augenmaß)
Salz & Pfeffer
Parmesan oder Pecorino (nach belieben)
Die Pinienkerne (alternativ Sonnen-blumenkerne oder Cashewnüsse) in einer Pfanne leicht Anrösten. Jetzt alle Zustaten miteinander, in einer Küchenmaschine oder mit dem Pürierstab zu einer pestoartigen Konsistenz zerkleinern, ggf. noch Olivenöl zugeben. Zur längeren Aufbewahrung, das Pesto in ein kleines Schraubglas füllen und die obere Schicht im Glas mit Öl bedecken. Dieses im Kühlschrank oder Dunkel und Kühl lagern und nach dem Öffnen rasch verbrauchen.
Gänseblümchenkapern
Zutaten:
100g Gänseblümchenknospen
100ml Essig
50ml Wasser oder Weißwein
1/2 Tl Salz
Die Ernte der Gänseblümchenknospen ist etwas Zeitaufwendig!
Zubereitung: Das Wasser (oder Wein) mit dem Essig und Salz aufkochen lassen. Danach die Knospen dazu geben und alles 5 Minuten, auf kleiner Flamme vor sich hin köcheln lassen. Anschließend mit der Flüssigkeit heiß in kleine Schraubgläser umfüllen und diese sofort verschließen. Die Kapern nach dem Abkühlen der Gläser noch etwa 2 Wochen ziehen lassen.
Süße Quarkspeise mit Gänseblümchenblüten
Zutaten:
20-30 frische Gänseblümchenblüten
250 Gramm Quark nach Wahl
1 EL flüssiges Süßungsmittel / Honig
Zubereitung: Die Blütenköpfe in einem Sieb abspülen und trocken tupfen. Danach die Blüten mit dem Quark und Honig verrühren. Für eine feinere Konsistenz nur die Blätter der Blüten verwenden. Den Quark in Schälchen abfüllen, ggf. mit einzelnen Blüten oder Früchten dekorieren und bis zum Servieren kalt stellen.
Kandierte Gänseblümchenblüten
Zutaten:
10 bis 15 Stück Gänseblümchenblüten mit Stiel
100 ml Wasser
125 g Zucker
Zubereitung: Wasser und Zucker in einem Topf erhitzen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat und anschließend vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen. Die zuvor gewaschenen und abgetrockneten Blüten an den Stielen anfassen, durch den entstandenen Sirup ziehen und auf einem Brett oder auf Backpapier trocknen lassen. Alternativ lassen sich die zuckerglasierten Blüten auch bei 50 °C im Backofen trocknen.
Eiswürfel mit Gänseblümchenblüten
Zutaten:
10 bis 20 Stück Gänseblümchenblüten (je nach gewünschter Anzahl)
Eiswürfelform & stilles Mineralwasser
Gefrierfach im Kühlschrank
Zubereitung: Die in Größe passenden & gesammelten Gänseblumenblüten ggf. abwaschen und mit einem Tuch trocken Tupfen. Die Eiswürfelform mit dem stillen Mineralwasser aufgießen und pro Würfelform eine Blüte hinzugeben. Das Ganze mindestens 2 Stunden in das Gefrierfach geben. Die fertigen Eiswürfel mit den eingeschlossenen Blüten als Eyecatcher (Hingucker) zu Limonade oder Getränk der Wahl, z.B. bei der nächsten Sommerparty oder einem Kindergeburtstag servieren.
Warnhinweis | Achtung, dieser Artikel behandelt Gesundheitsthemen. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Obwohl die Anwendungen mit Heilkräutern oft eine positive Wirkung auf Beschwerden haben, sollte man vor der Heilpflanzenanwendung immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten. Bitte beachten Sie dazu auch die Informationen in unseren AGB.
Der Autor übernimmt daher keinerlei Haftung für etwaige Nebenwirkungen oder Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben. Es ist ratsam, vor jeder Heilanwendung eine Fachperson beizuziehen.
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