Beschreibung | Verwendung | Steckbrief | Geschichtliches | Rezepte | Warnhinweis
Heilpflanzen & Kräuter | Der auch als "Pusteblume" oder "Kuhblume" bekannte, zur Gattung Löwenzahn (Taraxacum) zählende Gewöhnliche Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler und ist eine der meistverbreitetsten Wildpflanzen Mitteleuropas. Mit weltweit über 2.300 Löwenzahn-Arten, die früher nur zur Sammelart Taraxacum officinale zusammengefasst wurden, heute aber wegen ihrer Fülle an nicht zu trennenden Übergangsformen, gemeinsam als Sektion Ruderalia der Gattung Taraxacum aufgeführt werden, zählt der Gewöhnliche Löwenzahn in Deutschland zur vielfältigsten Art mit ca. 370 Sippen.
Die Pflanze besitzt im deutschsprachigen Raum auch über 500 mundartlich überlieferte Bezeichnungen, hier ein kleiner Auszug: Ackerzichorie, Augenmilch, Augenwurz, Bärenzahnkraut, Bettpisser, Bettseicher, Butterblume, Pissnelke, Franzosensalat, Herzheil, Hundeblume, Kettenblume, Kuckucksblom, Kuhblume, Laternenblume, Lichtblom, Märzblume, Maischöpfl, Marienzahn, Milchdistel, Pfaffendistel, Röhrleinskraut, Pusteblum, Röhrlkraut, Schweineblume, Schmalzblümlein, Saurüssel, Seicherwurzel, Sonnenwirbelkraut, Teufelsblume, Wiesenlattich oder auch Wilde Zichorie u.v.mehr.
Die Pflanze enthält einen milchigen klebrigen Saft, weist eine lange Pfahlwurzel sowie löwenzahntypisch, randgezackte bzw. gezähnte, bis zu 30 cm lange bodenständige, rosettenartig angeordnete Blätter auf. Am blattlosen, hohlartigen oberen Stängel, entwickelt sich im Frühling (Hauptblütezeit April - Mai) ein sattgelber Blütenstand mit vielen winzigen Zungenblüten, die gemeinsam als eine einzige Blüte erscheinen. Diese gelbe, tellerförmig gewölbte Scheinblüte verändert bereits nach wenigen Wochen ihr Aussehen.
Aus den kleinen gelben Zungenblüten wachsen kapselförmige Samen mit einem durch einen kleinen Stiel hervorgehobenen, feinhaarigen Schirmchen empor. Die weißlichen Schirmchen bilden gemeinsam einen flauschigen Ball an der Pflanzenspitze. Durch den Wind werden die Löwenzahnfrüchte als Schirmflieger-Samen vom danach kahl dastehenden Pflanzenkopf der Pusteblume gelöst und davongetragen.
Die ein- bis mehrjährige, recht anspruchslose, robuste krautige Pflanze, nutzt bei ihrer raschen Ausbreitung gerne Nitratreiche landwirtschaftliche Brachflächen (Felder), wächst aber genauso häufig auf Weiden, Wiesen und Rasenflächen oder eben auch im heimischen Garten. Man findet sie nicht selten an Mauer- und Hausfassaden, Bordsteinen & Wegrändern oder zwischen gepflasterten Gehwegen und Straßen in der Stadt.
Dabei kommt einem unwillkürlich die ehemalige ZDF-Kindersendung Löwenzahn, die von Peter Lustig (1937-2016) moderiert wurde (von 1981 bis 2005) in den Sinn, bei der wuchs die Pflanze im Vorspann sogar aus dem Asphalt und schließlich an den unmöglichsten Stellen in der Stadt. Das, nennen wir es einmal "Peter-Prinzip", welches früher noch etwas schräg und schrullig daher kam, scheint heute aktueller und trendiger den je. Wer kann, versucht sich als Selbstversorger und Überlebenskünstler fernab der Großstadt, mit minimalistischem Tiny House im Grünen oder im bewusst ökologisch bewirtschafteten Schrebergarten, Hauptsache in Nähe und Einklang mit der Natur. Die Musik zur Sendung & Peter´s obligatorisches"Abschalten", zum Ende jeder Folge, bleiben einfach unvergessen!
Verwendung | Viele Wildbienenarten und Imker mit ihren Bienenvölkern schätzen den früh blühenden, heute vielfach zu Unrecht als Unkraut verschriebenen Löwenzahn, als Weidemöglichkeit und Quelle für den ersten leckeren Honig.
Bei Kleintierhaltern sind die saftigen Zacken-Blätter als Futter für Kaninchen, Meerschweinchen und Co. überaus beliebt. Aus den Blüten der Pflanze lässt sich ein leckerer und gesunder Honig bzw. Sirup, als Brotaufstrich oder Süßungsmittel, z.B. für Tee herstellen. Die jungen kleineren Blätter eignen sich hervorragend als Zutat für Salate oder Pfannengerichte.
Aus der Wurzel, läßt sich im Herbst ein Kaffeersatz herstellen, in dem man sie röstet und zermahlt. Der Milchsaft, der in Osteuropa um 1930 teilweise großflächig angebauten Pflanze, wurde als Kautschukersatz genutzt. Die Pharmaindustrie verwendet auch heute noch Inhaltstoffe des Löwenzahn (Bitterstoffe).In der Pharmazie werden diese Bitterstoffe bei der Produktion von Präparaten genutzt, die vor allem eine harntreibende und verdauungsfördernde Wirkung haben.
Steckbrief | Alle wichtigen Pflanzeninformationen zum Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) , hier mit Link zum kostenloser Download als PDF .
Geschichtliches | Von griechischen und arabischen Ärzten, sowie römischen Gelehrten der Antike, wurde in alten Schriften eine Pflanze und deren Verwendung beschrieben, die Aphake genannt wurde. Man vermutet hinter dieser Heilpflanze den Löwenzahn, da dieser sich bis ins frühe Mittelalter sehr gut zurückverfolgen lässt aber in weiter zurückliegenden Zeiten (Antike), unter seinen bekannten Namen nicht wiederauffindbar ist.
Die Bezeichnung Löwenzahn kehrt aber in sehr vielen verschiedenen Sprachen wieder und bezieht sich meist auf dessen Blattform oder Verwendungszweck. Der lateinische Gattungsname Taraxacum scheint arabischen Ursprungs und von Tharakhchakon abgeleitet. Im Griechischen bedeutet das Wort „taraxacis“ (Entzündung) und „akeo mei“ (ich heile). Möglicherweise stammt der Name der Pflanze, die im Mittelalter in der islamischen Heilkunde große Bedeutung hatte, aus dem Persischen Raum und bedeutete soviel wie „bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird“. Die lateinische Artbezeichnung „officinale“ sagt jedenfalls aus, daß es sich um eine „offizinelle“, also in Apotheken (officina) erhältliche Arzneipflanze handelt.
Bei Theophrast (um 371 v. Chr.-287 v. Chr.), Dioskurides (1. Jahrhundert) und Plinius dem Älteren (23/24-79) scheint der Löwenzahn, die umschriebene Aphake (andere Lesart: Apape) zu sein. Auch in der Edda sollen sich Hinweise auf die Pflanze finden, als Heilpflanze Löwenzahn sucht man ihn in diesen Quellen jedoch vergeblich.
Erste eindeutige Hinweise auf die medizinische Verwendung des Löwenzahns finden sich bei Avicenna. Im nachfolgenden Mittelalter und der Renaissance wird der Löwenzahn in fast jedem Kräuterbuch aufgeführt, so z.B. bei Hieronymus Bock, Jacobus Theodorus, oder bei Otto Brunfels.
Theophrastos von Eresos (um 371-287 v.Chr.), auch Theophrast genannt, war ein antiker griechischer Philosoph und Naturforscher. Der Schüler des Aristoteles (384-322 v.Chr.) gilt als erster Naturwissenschaftler, der sich in seinem Hauptwerk, der Historia Plantarum (Naturgeschichte der Gewächse) mit den wichtigsten Bereichen der Botanik, wie Physiologie und Morphologie der Pflanzen beschäftigte und mit einer Taxonomie (Pflanzensystematik), die allererste Klassifizierung von Pflanzen schuf. Man vermutet den Löwenzahn übrigens hinter seiner Pflanzenbeschreibung der Aphake (andere Lesart: Apape). Auch Plinius der Ältere (23/24-79 n.Chr.), dessen Historia naturalis (Naturforschung oder Naturgeschichte) teilweise auf Quellen von Theophrast aufbaut, umschreibt die Aphake: "Sie sei in Ägypten eine gewöhnliche Speise, die nach dem Herbstaequinoctium hervorkomme, den Winter und Frühling hindurch bis in den Sommer blühe und einen aufrecht stehenden Blütenschaft habe.
Pedanios Dioskurides (1. Jahrhundert) war ein griechischer Arzt im Römischen Reich, der in der Epoche des Kaisers Nero (54–68) lebte. Dioskurides ist einer der bekanntesten Ärzte der Antike und gilt mit seinem Hauptwerk Materia Medica (Über Arzneistoffe) als Pionier der Pharmakologie. Er listet darin, 1000 Arzeneimittel (813 pflanzlichen, 101 tierischen und 102 mineralischen Ursprungs) und bietet 4740 medizinische Anwendungen. Dabei gliederte er die Arzeneimittel, in seinem 5 Bücher umfassenden Werk, systematisch nach der qualitativen Verwandtschaft von medizinischer Wirksamkeit bzw. pharmakologischer Wirkung. Auch Simplicia (Über die einfachen Heilmittel) wurde von ihm verfasst. Abschriften der Materia Medica wurden in viele Sprachen übersetzt und behaupteten sich für über 1600 Jahre, uneingeschränkt in ihrer autoritativen Geltung in Abendland und Orient, auf dem Gebiet der Pharmazie, der Pflanzen- und Drogenkunde. Es ist damit als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie überhaupt zu betrachten. Hier ist von der Aphake, als Löwenzahn die Rede.
Johann Wonnecke von Kaub (um 1430-1503/4), auch Dronnecke bzw. Johannes de Cuba genannt, war ein deutscher Arzt und Botaniker, der am Mainzer Hof und in Heidelberg als Leibarzt wirkte. Er ist der Verfasser bzw. Kompilator des ersten, in deutscher Sprache gedruckten Kräuterbuchs von 1485, des Gart der Gesundheit (Ortus sanitatis), in dem er auch alte lateinische Quellen einbezog. Der Auftraggeber des „Gart“ war der damalige Mainzer Domherr Bernhard von Breidenbach (um 1440–1497). Daneben war der Verleger Peter Schöffer beteiligt, ein ehemaliger Mitarbeiter Gutenbergs (Johannes Gensfleisch, um 1400-1468), dem Erfinder des Buchdruck. Der Zeichner Erhard Reuwich aus Utrecht fertigte die passenden Illustrationen, des zur Frankfurter Frühjahrsmesse 1485 herausgebrachten Buches. Kurioser Weise wurde u.a., die Abbildung des Löwenzahn in der Erstausgabe dem falschen Text zugeordnet. Wie es zu dieser Verwechselung und einigen weiteren Fehlern kam, bleibt wohl ein Rätsel, da hat wahrscheinlich der Druckfehlerteufel erstmals zugeschlagen. 1497 folgte eine überarbeitete, sogenannte Straßburger Ausgabe des de Cuba Werkes durch Johann Prüss (1447-1510). Dort findet sich der Löwenzahn als Pfaffen Krut Rörlin mit anderer Illustration wieder.
Maria Sibylla Merian (1674–1717) war eine, in Frankfurt am Main geborene Künstlerin und Naturforscherin in der Epoche der Aufklärung und spielte eine sehr bedeutende Rolle beim Entstehen der modernen wissenschaftlichen Insektenkunde (Entomologie). Neben Blumenstillleben, widmete sie sich Zeit ihres Leben´s der Erforschung von Schmetterlingen und Käfern. In einem ihrer detailierten Werke, "Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung" von 1679, stellte sie die Entwicklungsstadien (Metamorphose) Ei, Raupe, Puppe & Imago, vieler verschiedener Schmetterlingsarten in einem „geschlossenen Zyklus“ um eine jeweils bevorzugte Futterpflanze dar. So enthält das Raupenbuch natürlich auch eine Illustration einer Falterart nebst Löwenzahn, hier als Schmalzblümlein benannt.
Rezepte | Man kann beim Löwenzahn von der Blüte, den Blättern bis zur Wurzel, quasi die komplette Pflanze verwenden und sich nebenbei der Heilwirkung und Aromen des Taraxacum bedienen.
Löwenzahn-Blütenhonig (Sirup)
Zutaten:
200 g Löwenzahnblüten
1,75 l Wasser (ergibt etwa 0,75-1 l Sirup)
1 - 2 Biozitronen oder ca. 150 ml Zitronensaft, 1 Orange
1 kg - 1,75 kg weißer oder brauner Zucker
Zubereitung:
Die abgewaschenen Blüten mit Wasser in einen Kochtopf geben und 1-2 h ruhen lassen. Dann das Blütenwasser mit etwas Zitronensaft kurz zum Aufkochen bringen und anschließend alles über Nacht abkühlen und ziehen lassen.
Am nächsten Tag die Blüten Abseien und den gesamten Zucker in den Blüten-Sud geben, dazu den frischen Zitronen- und Orangensaft beimischen. Alles zum Köcheln bringen und bei kleiner Flamme, den Sud bis zum Erreichen einer Sirupartigen Konsistenz reduzieren lassen.
Wenn die gewünschte Zügigkeit erreicht ist (Fließprobe auf Teller), kann der entstandene Sirup vom Herd und in zuvor heiß ausgespülte Schraubgläser gefüllt werden. Der selbstgemachte Blütenhonig bzw. Sirup ist so, etliche Jahre haltbar und genießbar und eignet sich, z.B. als Brotaufstrich oder zum Süßen von Tee.
Warnhinweis | Achtung, dieser Artikel behandelt Gesundheitsthemen. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Obwohl die Anwendungen mit Heilkräutern oft eine positive Wirkung auf Beschwerden haben, sollte man vor der Heilpflanzenanwendung immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten. Bitte beachten Sie dazu auch die Informationen in unseren AGB.
Der Autor übernimmt daher keinerlei Haftung für, z.B. etwaige Verwechslungen von Pflanzen, Nebenwirkungen oder Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben. Es ist ratsam, vor jeder Heilanwendung eine Fachperson beizuziehen.
Literaturverzeichnis | Link´s und Quellen zum Thema Gewöhnlicher Löwenzahn.
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https://artinwords.de/maria-sibylla-merian-bilder-buecher/
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https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnlicher_L%C3%B6wenzahn
http://mittelaltergazette.de/236/wissenswertes/loewenzahn/
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